Erklärung des Vorstands Die Theologische Fakultät - ein offener Ort
In den Evangelischen Kirchen und Fakultäten finden, wie in der deutschen Öffentlichkeit insgesamt, in den letzten Jahren intensive Debatten um Sexualität, Ehe-, Partnerschafts- und Familienformen statt. Wie nicht zuletzt die andauernden Auseinandersetzungen um die EKD-Orientierungshilfe zum Thema Familie von 2013 zeigen, gibt es dabei in den zwanzig Landeskirchen und innerhalb der Fakultäten nach wie vor durchaus unterschiedliche theologische Positionen. Kirchlich und insbesondere im Rahmen der wissenschaftlichen Theologie sollten solche Auseinandersetzungen in aller Freiheit, aber auch im Geist christlicher Liebe, Duldsamkeit und Demut geführt werden. Insbesondere erscheint in diesem Zusammenhang eine vertiefte Auseinandersetzung darüber notwendig, welche Positionen sich wie (d.h. mit welcher Hermeneutik) im Dialog mit der Bibel begründen lassen.
Allerdings gibt es jüngst wieder Äußerungen und Publikationen, welche apodiktisch die Ehe zwischen Mann und Frau als einzige biblisch legitimierte und mithin wahrhaft christliche Partnerschafts- und Familienform sowie als einzigen Ort legitimer Sexualität postulieren. Nicht-heterosexuellen Menschen wird hingegen die Möglichkeit gottgefälliger Beziehungen und mithin ihr Christsein grundsätzlich abgesprochen. Solche Äußerungen sind von der Meinungs- bzw. Wissenschaftsfreiheit gedeckt, und es sollte ihnen in theologischer und exegetischer Diskussion begegnet werden.
Im Lichte dieser Diskussionen ist es der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg aber ein Anliegen, deutlich ihre Offenheit für Menschen aller sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten zu bekräftigen. Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität kategorisch aus der Gemeinschaft Christi auszuschließen, ist für uns nicht akzeptabel. Wir verstehen uns als ein Ort für ein tolerantes und respektvolles Miteinander, wie es auch im Diversity-Leitbild der Universität Heidelberg verankert ist.
Die Fakultät macht es sich zur Aufgabe, in den nächsten Semestern verstärkt Diskurse zu den Themen Sexualität, Ehe- Partnerschafts- und Familienformen zu führen, in denen die dazugehörigen theologischen, exegetischen und hermeneutischen Fragen behandelt werden. Dies soll fair, aber auch in kritischer Weise geschehen, welche die Studierenden mit der Pluralität fachlicher und kirchlicher Positionen sowie dem breiten Spektrum hermeneutischer Zugänge vertraut und damit gegenüber der scheinbaren Eindeutigkeit biblizistischer Argumentationen sprachfähig macht.
Der Vorstand der Theologischen Fakultät